Anfang November 2019 trafen sie sich das erste Mal im Lesecafé der Geschwister-Scholl-Gesamtschule, 12 Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse, die Jury des ersten Betty-Reis-Buchpreises. Zunächst wählten die Jugendlichen aus 25 von den Verlagen eingereichten Titeln ihre Shortlist (siehe Foto). Diese fünf Titel, die der Jury freundlicherweise jeweils viermal zur Verfügung gestellt wurden, wanderten nun durch die Hände der Schülerinnen und Schüler.
Bis zur coronabedingten Schließung der Schulen traf man sich zudem regelmäßig im Lesecafé, um erste Eindrücke, Einschätzungen und Bücher auszutauschen. Im April und Mai blieben die Leserinnen und Leser weiterhin digital mit Stefanie Leo, die als Bloggerin und Mitglied der Betty-Reis-Gesellschaft die Jury-Arbeit begleitete, in Kontakt.
Am 4. Juni fand nun die finale Jurysitzung fest. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im Vorfeld für einen Titel entschieden, den sie dann gemeinsam der Gruppe vorstellten. Dabei beurteilten sie gestalterische und inhaltliche Punkte ebenso wie die für den Betty-Reis-Buchpreis wichtigen Themen interkulturelle oder interreligiöse Begegnung, Toleranz und Solidarität, Abbau von Ängsten und Feindbildern, Förderung von gemeinsamen Werten und ethischem Handeln, von denen eines oder gar mehrere im Werk überzeugend vermittelt werden sollen.
Nach zähem Ringen und dem Verkleinern der Auswahl auf drei Titel einigte man sich schließlich doch sehr eindeutig auf den Preisträger des 1. Betty-Reis-Buchpreises: Frank Maria Reifenberg mit „Wo die Freiheit wächst“ – Ein Briefroman zum Widerstand der Edelweißpiraten.
Zum Inhalt des Buches, das 2019 im Münchener Verlag arsEdition erschien:
Köln, 1942. Lene Meister ist 16 Jahre alt und Auszubildende in einem Friseursalon. Doch der Zweite Weltkrieg raubt ihr viel von dem, was sich ein Mädchen in ihrem Alter erträumt. Ihre Heimatstadt wird seit einem Jahr regelmäßig von Bombenangriffen erschüttert. Lene lässt sich aber nicht unterkriegen und versucht tapfer, die Familie zusammenzuhalten. Mit jeder neuen Todesnachricht von der Front und mit dem allmählichen Verschwinden ihrer jüdischen Freunde beginnt sie mehr am NS-Regime zu zweifeln.
In dieser Zeit zwischen Furcht, Verzweiflung und Hoffnung lernt sie Erich kennen und verliebt sich. Bald entdeckt Lene, dass Erich ein gefährliches Spiel spielt. Er gehört zu den Jugendlichen, die nicht in Reih und Glied marschieren wollen: zu den Edelweißpiraten. Sie tragen keine Uniformen und singen ihre eigenen Lieder. Sie beschmieren die Wände mit Anti-Nazi-Parolen und teilen regimekritische Flugblätter aus. Und das alles ist der Gestapo ein großer Dorn im Auge.
Die junge Jury und die Betty-Reis-Gesellschaft freuen sich, den Kölner Autor im Spätherbst zur Preisverleihung in Solingen begrüßen zu dürfen. Der Termin wird noch bekannt gegeben.