Erste Preisverleihung

Nachdem die Verleihung des Betty-Reis-Buchpreises wegen der Corona-Pandemie in den letzten Jahren zweimal verschoben werden musste, konnten am 1. September 2022 endlich die inzwischen drei Preisträger*innen ausgezeichnet werden. Autorin Dagmar Hoßfeld, die im letzten Jahr für ihr Kinderbuch „Jella hat genug!“ von der Bücherchecker-AG der Grundschule Bogenstraße ausgewählt wurde, hatte leider gesundheitsbedingt absagen müssen, ebenso wie es Schirmherrin Lamya Kaddor kurzfristig „erwischt“ hatte.


Umso mehr freuten sich die anwesenden Schüler*innen, Gäste und Mitglieder der Betty-Reis-Gesellschaft, dass Frank-Maria Reifenberg („Wo die Freiheit wächst“) und Carolin Hristev („Keiner zwischen uns“) zur Preisverleihung in die Geschwister-Scholl-Schule gekommen waren. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Olaf Link sorgte die Schüler-Lehrer-Band der Scholle für einen Gute-Laune-Einstieg in den Abend. Moderator Patrick Kiesecker gab immer wieder sein Mikrofon an Jugendliche ab, die Interviews mit dem Landtagsabgeordneten Josef Neumann, Bezirksbürgermeisterin Gundi Hübel und den Leiter*innen der beiden Jurys der Grundschule Bogenstraße und der Geschwister-Scholl-Schule führten. Ebenso berichteten die Schülerinnen und Schüler der Jurys, warum sie die Preisträger-Titel ausgewählt und was sie daran begeistert hat.


Bevor es zur offiziellen Preisverleihung durch Olaf Link kam, spielte eine Gruppe der Grundschule Bogenstraße ein Stück von Georges Bizet auf Orff-Instrumenten. Auch Frank-Maria Reifenberg und Caroline Hristev wurden von einer Schülerin zu ihren Büchern interviewt, erzählten von der Entstehungsgeschichte und was ihnen besonders wichtig war zu vermitteln.


Schirmherrin Lamya Kaddor, die letztes Jahr in ihrem Heimatort Duisburg in den Bundestag gewählt wurde, hatte trotz Terminfülle und kurzfristiger Absage ihrer Teilnahme noch einen Text geschickt, der deutlich macht, wie sehr ihr der Betty-Reis-Buchpreis und der Einsatz für eine menschliche, tolerante, gerechte Gesellschaft am Herzen liegen. Hierfür danken wir ganz herzlich und hoffen sie bei der nächsten Preisverleihung wieder persönlich in Ohligs begrüßen zu können!


Sehr geehrter Herr Link,
sehr geehrte Frau Mosebach-Garbade,
sehr geehrte Preisträgerin, sehr geehrte Frau Hristev,
sehr geehrte Preisträgerin, sehr geehrte Frau Hoßfeld,
sehr geehrter Preisträger, sehr geehrter Herr Reifenberg,
sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Schülerinnen und Schüler,

es ist eine sehr große Freude und Ehre für mich als Schirmherrin, dass heute drei so herausragende Autor*innen mit dem Betty-Reis-Buchpreis ausgezeichnet werden.

Besonders freue ich mich auch darüber, dass die Preisverleihung endlich in Präsenz stattfinden kann, nachdem diese aufgrund der Corona-Pandemie und der diesbezüglichen Schutzmaßnahmen für die Jahre 2020 und 2021 leider nicht wie geplant erfolgen konnten.

Leider kann ich heute Abend nicht persönlich zu Ihnen sprechen, da ich krankheitsbedingt das Bett hüten muss und kaum mehr eine Stimme habe. Noch Anfang der Woche war ich in Berlin, denn obwohl wir uns in der letzten Woche der sogenannten parlamentarischen Sommerpause des Bundestages befinden, gibt es natürlich immer viel zu tun. Ich muss zugeben, die Arbeit als Politikerin ist anstrengend – aber sie führt mir deutlich vor Augen warum ich diesen Weg gewählt habe und warum ich ihn nach wie vor gehen möchte. Vor uns liegen große Herausforderungen: der Klimawandel, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, soziale Gerechtigkeit, die Inflation, Extremismus und Rassismus, ein Mehr an Akzeptanz, Vielfalt und Selbstbestimmung in unserer Gesellschaft zu schaffen und und und …

Ich möchte hier aber nicht einfach politische Herausforderungen nennen oder eine Werbetour für den Bundestag starten. Ich möchte etwas ganz anderes mit diesen einleitenden Worten sagen: Dass wir Grüne nach all den Jahren wieder ein Teil der Bundesregierung sein dürfen, verdanken wir besonders den jungen Menschen in diesem Land – Menschen wie euch, liebe Schülerinnen und Schüler, und Menschen wie den Heldinnen und Helden in Ihren Büchern, liebe Frau Hristev, liebe Frau Hoßfeld und lieber Herr Reifenberg.

Ihre Geschichte, liebe Frau Hristev, erzählt von dem 15-Jährigen Nelson, welcher endlich mit seinem Schwarm zusammen kommen wollte, doch dann gerät seine Welt durch eine Klassenfahrt plötzlich aus den Fugen. Ihre Geschichte verknüpft Rassismus, Religionszugehörigkeit und Homosexualität mit Diversität und Fragen nach der eigenen Identität und Liebe und bietet so Orientierung, indem sie zentrale Themen kontextualisiert, welche Heranwachsende beschäftigen.

Jella Blume, die Heldin Ihres Romans, liebe Frau Hoßfeld, hat die Nase voll von der Umweltverschmutzung! Sie kämpft daher gegen illegale Müllentsorgung und stellt sich mit einem Protestschild vor das Rathaus. Ihr Kinderbuch erzählt auf wunderbare Art wie auch „kleine“ Menschen einen Unterschied machen können und wie sie dabei immer wieder Selbstzweifel und andere Hürden zu überwinden lernen.

Ihr Roman, lieber Herr Reifenberg, erzählt die Geschichte von Lene Meister. Lene erlebt 1942 in Köln als Jugendliche den 2. Weltkrieg und verliebt sich in Erich. Erich gehört den Edelweißpiraten an, einer Gruppe von Jugendlichen, die Widerstand gegen das Nazi-Regime leisten. Diese berührende Geschichte von Liebe, Mut und Freiheitskampf ist eine Inspiration für die junge Generation.

Ebenso sind die Geschwister Scholl, nach denen diese Schule benannt ist, mit ihrem Freiheitsstreben Vorbilder geworden. Sophie und Hans Scholl waren Held*innen. Sie gingen für ihren Glauben an eine bessere und gerechte Zukunft auf die Straße und sie bezahlten dafür während der Herrschaft der Nationalsozialisten mit ihrem Leben. Ebenso wie Anne Frank und die Namensgeberin dieser Preisverleihung, Betty Reis. Sie beide erlitten schreckliche Qualen und wurden schließlich im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet.

Wenn wir an Jella denken, die Heldin Ihres Romans, liebe Frau Hoßfeld, dann denken wir auch an Greta Thunberg. Greta ist so etwas wie eine moderne Heldin unserer heutigen Zeit. Als sie im Hitzesommer 2018 mit ihrem Schulstreik für das Klima begann, inspirierte sie weltweit junge Menschen. Auf fast allen Kontinenten folgten diese jungen Menschen Gretas großartigem Beispiel, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Die junge Generation hatte den politischen Aktivismus wiederentdeckt und setzte den internationalen Klimaschutz ganz oben auf die Agenda. Sie haben uns Grünen damit in den vergangenen Jahren enormen Rückenwind gegeben.

Nelson und Jella, Lene und Erich, Sophie und Hans, Anne und Betty, und Greta sind – ob real oder fiktiv – Helden und Heldinnen. Sie sind Held*innen, die als Vorbilder ganze Generationen inspirierten und von solchen Held*innen brauchen wir mehr! Und wir müssen sie auch unters Volk bringen, an Orten wie diesen, die aufgrund ihres Namens prädestiniert dafür sind: die Geschwister-Scholl-Schule.

An dieser Stelle möchte ich den Lehrern und Lehrerinnen dieser Schule und auch der Grundschule Bogenstraße danken. Sie alle haben nicht nur mit großem Engagement den heutigen Tag und die Preisverleihung gestaltet. Vielmehr bringen Sie unseren Kindern solche Held*innen wie Nelson, Jella, Lene und Erich nahe. Sie sorgen so dafür, dass aus „kleinen“ Menschen große Visionäre und Vorkämpfer werden.

Ebenso möchte ich den Schülerinnen und Schülern danken, die zum wunderbaren Gelingen dieser Preisverleihung beigetragen haben. Seid wie eure Held*innen! Zeigt uns Erwachsenen weiterhin lautstark auf, wo wir Fehler machen und was wir besser machen müssen.

Auch danke ich herzlich dem Vorstand der Betty-Reis-Gesellschaft für seine wichtige und unersetzliche Arbeit. Vielen Dank, lieber Herr Link! Und vielen Dank, dass wir alle heute hier zu diesem Anlass versammelt sein dürfen, liebe Frau Mosebach-Garbade!

Und zuletzt möchte ich den Preisträger*innen danken. Die Betty-Reis-Gesellschaft hat es sich mit der Preisverleihung zum Ziel gemacht, Kindern und Jugendlichen Menschlichkeit, Toleranz und Respekt zu vermitteln. Sie, liebe Frau Hristev, Sie liebe Frau Hoßfeld, und Sie, lieber Herr Reifenberg, haben als Preisträger*innen mit Ihren Werken und Held*innen dazu in großartiger Weise beigetragen. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu dieser Preisverleihung! Schaffen Sie auch weiterhin Held*innen, die eine Inspiration für kommende Generationen sind!

Das Solinger Tageblatt berichtete am 3. September 2022 über die Preisverleihung.